Viele Hundetrainer-Geschichten beginnen ähnlich. Und ja, auch meine Hundetrainer-Laufbahn beginnt mit einem besonderen Hund. Hunde begleiteten schon immer mein
Leben. Viele unterschiedliche Rassen und Charakterköpfe. Meistens kam ich mehr oder weniger zufällig zu ihnen. Sie suchten alle mich aus, nie ich sie. Jeder Hund ist ein Individuum und hat seine
Persönlichkeit. Dennoch gibt es Hunde, die mir mehr abverlangt haben als andere.
Der Satz: „Und plötzlich kam da ein Hund und veränderte mein Leben!“ wird wohl für immer in mein Gedächtnis gemeißelt bleiben. 2016 hatte ich einen Besuchstermin in einem Tierheim. Grund war ein mitten in der Blüte seiner Jahre stehender Rottweiler-Rüde, für dessen Adoption ich mich interessierte. Impulsiv, selbstbewusst, hinterfragend, seit seinem sechsten Lebensmonat deutlich aggressiver als andere Hunde – seine Vorgeschichte war damals mehr oder weniger unklar. Wem nun der Gedanke in den Kopf kommt: „Na klar, eine Geschichte mit Happy End. Bla bla, sie nahm ihn bei sich auf, wurde Hundetrainerin, „heilte“ all seine Probleme und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“, dem sei gesagt: falscher Gedankengang. Nichts wurde aus unserer Mensch-Hund-Beziehung. Meine damaligen Lebensumstände erlaubten es nicht, einen Hund mit einer derartigen Geschichte und Eigenschaften bei mir aufzunehmen.
Traurig über meine eigene Entscheidung ließ ich meinen Blick über die umliegenden Zwinger schweifen. Und, da lag er und schaut mich mit großen Augen durch die Gitterstäbe an. „Cane Corso“ stand auf dem Schild. „Welch ein toller Zufall.“ schoss es mir durch meinen Kopf. Ein Jahr zuvor hätte ich eine zwölf Wochen junge Hündin dieser Rasse bei mir aufnehmen können – wenn da nicht mein damaliger Vermieter und seine Einstellung zu Haustieren gewesen wäre. Schneller als ich gucken konnte, befand ich mich auf meiner ersten Gassi-Runde mit dem großen schwarzen Kerl, der zu diesem Zeitpunkt 37 Kilogramm wog und dennoch seine Rippen und Wirbel in alle Richtungen stellte.
Er zog, stark wie zwei Ochsen an der Leine, schien Gras als etwas völlig Unbekanntes aber Geniales zu empfinden und war überhaupt äußerst umweltorientiert. Seine Pflegerin erzählte mir, er sei erst seit sechs Tagen in diesem Tierheim, er wäre davor für keine allzu lange Zeit in einem anderen untergebracht gewesen. Man hätte ihn gefunden, niemand wisse, woher er kam und es hätte sich bis jetzt niemand gemeldet, der ihn vermisst. Ergo: Er wurde ausgesetzt. Gut, das ließen sowohl sein physischer als auch sein psychischer Zustand vermuten. Nach sechs Wochen Kennenlernphase und zwei Augen-OPs zog der große schwarze Ungestüme in sein neues Zuhause auf der Schwäbischen Alb. So glücklich ich darüber war, dass er nun endlich da war, so hilflos und traurig wurde ich während der ersten Wochen. In den eigenen vier Wänden und im Umgang mit Menschen ein Engel, gebärdete er sich draußen in vielen Situationen wie ein Teufel auf vier Pfoten. Er kannte nichts, er konnte nichts, aber er dachte, er wisse alles. Er war draußen ständig in Action, immer in Habachtstellung, reagierte impulsiv auf wirklich jede neue Situation.
Jetzt war guter Rat teuer. Auf den wirklich sehr gut gemeinten Tipp einer ehemaligen Arbeitskollegin hin, ging ich in eine Hundeschule. Dort war ich exakt zwei Mal. Schon nach dem ersten Mal sprach mein Bauch zu mir: „Lass es, seltsame Methoden, nicht zu dir passende Ansichten.“ Beim zweiten Termin ging es um den Rückruf. Und ich wollte doch unbedingt, dass er zuverlässig auf direktem Wege zu mir zurückkommt, wenn ich ihn rufe. Also, eine zweite Chance hat bei mir jeder verdient. Gut, dass ich hingegangen bin. Dort wurde ein essentieller Grundstein für meine Ausbildung zur Hundetrainerin und dem Festigen meines heutigen Standpunktes zum Thema „Hund-Mensch-Training“ gelegt. Allerdings nicht auf positive Art und Weise. Damals fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es kann nicht zielführend und vor allem nicht nachhaltig sein, Hunde und ihre Menschen so zu trainieren.
Um einige Gedankengänge reicher, stand ich nun aber immer noch mit einem mittlerweile 46 Kilogramm schweren, vor Kraft und Mut strotzenden, 72 cm hohen Rüden inklusive Allradantrieb und einem Clown im Kopf da und wusste nur, dass ich alles anders machen will. Ein paar Tage später erzählte ich einer Bekannten bei einem Radler, was mich gerade umtreibt und dass ich unbedingt Hunde und ihre Menschen ausbilden möchte. Damit es nicht allen so gehen muss, wie es mir momentan geht. Hundewissen aufbauen und weitergeben war die Devise – Wissen ist Macht und wo Wissen aufhört, fangen Brüllerei und Gewalt an. Gesagt getan. War es nun Zufall oder Schicksal; die Bekannte berichtete mir, dass sie sich entschieden hatte, eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu beginnen. Ich war total begeistert und wollte alles erfahren. Am nächsten Tag war bereits Ausbildungsbeginn. Es wurde abgeklärt, ob ich noch einsteigen könnte und dann war es so weit: Meine 15-monatige Ausbildung zur Hundetrainerin begann bei Petra Schwarz in Esslingen.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Aha-Momente ich während meiner Ausbildung hatte. Plötzlich war alles so klar und verständlich. Der Hund stammt vom Wolf ab.
Ok, das war nun wirklich keine Neuigkeit. Aber es ist nun mal wichtig, sich über die Basis im Klaren zu sein. Daraus resultieren so viele Erkenntnisse. Auf sie
wurde aufgebaut, Lösungen für Probleme erarbeitet und das Ergebnis: harmonische Hund-Mensch-Teams. Ich sog das Wissen, welches mir in Esslingen vermittelt wurde nur so in mich auf.
Am Ende meiner Ausbildung, nach allen absolvierten Prüfungen war mein „Werkzeugkasten“, wie ich ihn gerne nenne, voller Erkenntnisse, Wissen, Lösungen,
Hilfestellungen und Tipps. Dieser Werkzeugkasten kommt bei jedem Kunden und seinem Vierbeiner zum Einsatz. Ihm entnehme ich mein Know-how für jedes Training.
Er gibt mir die Sicherheit, auch auf nicht-alltäglich vorkommende Fragestellungen und Probleme Antworten zu finden. Ich gebe Ihnen, meinen Kunden, ebenfalls Werkzeuge in Form von Hundewissen an die Hand, damit Sie Situationen meistern und sich sicher fühlen. Das Tolle an meinem Werkzeugkasten: Er füllt sich mehr und mehr.
Was neben meiner Kompetenz und Erfahrung zu einem sehr großen Teil von meiner Ausbildung profitiert, ist meine Beziehung zu meinem in der Zwischenzeit auf 52 Kilogramm herangewachsenen, immer noch impulsiven Cane Corso Rüden. Zuhause ist er nach wie vor ein Engel und draußen verwandelte er sich vom aufbrausenden Teufel zum verschmitzten Bengel. Ja, seine Leinenaggression ist nach wie vor vorhanden. Weggezaubert werde ich sie nicht bekommen. Ja, er reagiert nach wie vor panisch, wenn auf einmal ein lautes Knallgeräusch ums Eck kommt. Heute hat er so viel Vertrauen, dass er nicht mehr voller Panik unkontrolliert in irgendeine Richtung davonrennt. Er hat gelernt, dass es bei mir sicher ist und an vielen Tagen, können wir nach einer kurzen Verschnauf- und Sammelpause sogar in exakt die Richtung weitergehen, aus der das schreckliche Geräusch kommt. Ja, sein Jagdinstinkt ist nach wie vor da. Aber ich habe mich verändert, ich bin gewachsen und noch aufmerksamer. Heut besitze ich das Wissen und die Lösungen, um seine Spitzen zu nehmen und sein Verhalten umzulenken. Wir haben beide an Lebensqualität gewonnen.
Ich bin dankbar, dass ich schon so viele Mensch-Hund-Teams kennenlernen und begleiten durfte. Ich freue mich auf meine Arbeit mit jedem einzelnen. Und ich bin dankbar für diesen „Problemhund“, der hoffentlich noch viele Jahre gesund in meinem Leben herumfurzt.
Man wächst mit seinen Aufgaben und das ist auch gut so. Man sollte sich den Herausforderungen, die einem das Leben bietet aber unbedingt stellen. Ansonsten ist das Wachstum eingeschränkt.
Lassen Sie sich und Ihren Hund gemeinsam wachsen. Ich helfe Ihnen dabei.